INTERESSENGEMEINSCHAFT HEIMATGESCHICHTE KARLSHAGEN E.V.




100 JAHRE
KIRCHE IN KARLSHAGEN


Die Karls­hage­ner Kirche feier­te im Jahr 2012 ihr 100-jäh­ri­ges Ju­bi­läum. Sie wur­de erst­mals am 2. Juli 1912 nach lang­wie­ri­gen und kräfte­zeh­ren­den Be­mü­hun­gen um den Bau einge­weiht.
Karlshagener Kirche
Die fol­gen­de Ab­hand­lung gibt einen zu­sam­men­fas­sen­den Ein­blick in die Ge­schich­te der Kirche. Eine aus­führ­liche Be­schrei­bung der Er­eig­nisse sind in der von der Ge­mein­de und dem Heimat­verein her­aus­gege­benen Bro­schüre „100 Jahre Kir­che in Karls­hagen“ nach­zu­lesen. Diese kann in der Tou­rist­in­for­ma­tion im Haus des Gastes oder in den Buch­hand­lun­gen des Or­tes erwor­ben werden.


KARLS­HAGENER KIRCHE
IM 19. JAHR­HUNDERT


Karlshagen, 1829 als Fischer­kolo­nie ge­grün­det, wur­de von der Kir­chen­ver­wal­tung dem evan­ge­li­schen Pfarr­amt Krummin zuge­ord­net, an wel­chem zu dieser Zeit der als Dich­ter der „Bern­stein­hexe“ be­kann­te Pfarrer Johann Wilhelm Meinhold tä­tig war.


In dieser Kir­che fand der Got­tes­dienst für die neuen Sied­ler der Kolo­nie Karls­hagen statt. Der Weg zur Kir­che dauer­te zu Fuß etwa 1,5 bis 2 Stun­den und war beson­ders im Win­ter eine mühe­vol­le An­ge­le­gen­heit. Zu den grö­ße­ren Fes­ten wie Kon­fir­ma­tio­nen, Trau­un­gen und Tau­fen fuhr man, so­weit vor­han­den, mit dem Pfer­de­wa­gen.


Im Laufe der Zeit und mit wach­sen­der Ein­woh­ner­zahl er­rich­te­te man wegen des be­schwer­li­chen Weges im Wald nahe der Chaus­see, der heu­ti­gen Haupt­straße, ein Platz mit einer Kan­zel, wo im Sommer bei gu­tem Wetter die Got­tes­diens­te ab­ge­hal­ten wer­den konn­ten, die sogar zeit­wei­se mit einem Har­mo­nium be­glei­tet wurden.


Um auch im Win­ter und bei schlech­ter Wit­te­rung Got­tes­dienste in Karls­hagen abhal­ten zu kön­nen, nutz­te man teil­weise das Mit­te des 19. Jahr­hun­derts ge­bau­te Schul­haus, die soge­nannte Rohr­dach­schule. Wegen der Zu­nah­me der Ein­woh­ner­zahl ent­stand im Jahre 1888 ein zwei­tes Schul­ge­bäude di­rekt neben dem ersten. Bei­de Schul­häu­ser wur­den für Got­tes­diens­te ge­nutzt und ste­hen noch heute in der Hafen­straße, da­mals Schul­straße ge­nannt.


Der für die Got­tes­diens­te ge­nutz­te Schul­raum war al­ler­dings viel zu klein, um alle sonn­täg­li­chen Got­tes­dienst­be­su­cher auf­zu­neh­men, so dass diese oft­mals über den Flur hin­aus bis auf die Straße stan­den.


DER BAU
DER KIRCHE IN KARLSHAGEN

Hugo Egon Elsner Hugo Egon Elsner


Elsner ent­warf eine Kir­che, die etwa 400 Sitz­plät­ze er­hal­ten und in der Strand­sied­lung er­rich­tet wer­den soll­te, die sich bis dahin mit einer Rei­he von Vil­len und Pen­sio­nen zu einem Anzie­hungs­punkt für Bade­gäste ent­wickelt hat­te. Der Kirch­turm soll­te auch als Orien­tie­rungs­punkt für die Fischer auf See dienen.


Karlshagener Kirche Projektzeichnung

Projektzeichnung der Kirche von Hugo Elsner


Zur Bün­de­lung der Bemü­hun­gen grün­dete man ein Kirch­bau­komi­tee, wel­ches für die Ver­hand­lun­gen mit den Be­hör­den als An­sprech­part­ner auf­tre­ten soll­te und des­sen Vor­sit­zen­der der ab 1901 in Krum­min tä­ti­ge Pas­tor Walter Fischer wur­de. Das Kirch­bau­komi­tee be­müh­te sich in viel­fäl­ti­ger Weise um Bei­hil­fen für den Kirch­bau, z.B. durch Spen­den­auf­rufe, Wohl­tä­tig­keits­veran­staltun­gen und Geld­samm­lun­gen.


Neben der Fi­nan­zie­rung war die Frage der Rechts­trä­ger­schaft der Kir­che von ent­schei­den­der Be­deu­tung für den wei­te­ren Fort­gang, wes­halb zu­nächst eine eige­ne Kir­chen­ge­mein­de ge­schaf­fen wer­den soll­te. Die Ein­rich­tung der Kir­chen­ge­mein­de Karls­hagen – Hammel­stall (heute Trassen­heide) erfolg­te im Jahre 1904.


Mit der Er­rich­tung der neuen Kirch­ge­mein­de gin­gen die bis dahin vom Kirch­bau­komi­tee aus­ge­üb­ten Rech­te, den Kirch­bau be­tref­fend, auf den neu ge­grün­de­ten Ge­mein­de­vor­stand über. In der neuen Kir­chen­ge­mein­de ver­lang­ten vor allem die Hammel­staller einen ande­ren Stand­ort der Kirche als in der Strand­sied­lung. Der neue Stand­ort soll­te mehr in der Orts­mitte liegen.


Man einig­te sich auf ein Wald­stück an der Chaus­see. Die Ver­hand­lung zum Er­werb des Grund­stücks fand am 22. Juli 1909 in Zinno­witz statt. Nun be­durf­te es ledig­lich noch der for­mellen Ge­neh­mi­gung für den Bau­be­ginn durch die Regie­rung. Diese ließ aller­dings noch mehr als ein Jahr auf sich warten.


Erst im Sep­tem­ber 1910 infor­mier­te das Kon­sisto­rium Pastor Fischer über die nun endlich er­teil­te Ge­neh­mi­gung. Die Bau­lei­tung ein­schließ­lich Über­wa­chung der Bau­arbei­ten und Kos­ten wurde dem König­li­chen Hoch­bau­amt Greifs­wald über­tra­gen.


Karlshagener Kirche

Ein Platz für eine Or­gel war zwar vor­han­den, auf einen Ein­bau wurde aber aus Kos­ten­grün­den ver­zich­tet. Es dau­er­te bis zum Jahre 1926, ehe dann doch noch eine Orgel ein­ge­baut wurde. Die Orgel­weihe fand am 11. April statt.


Karlshagener Kirche Projektzeichnung

Innenansicht der Kirche

ZERSTÖRUNG
UND WIEDER­AUFBAU

In der Nacht vom 17. zum 18. Au­gust 1943 flog die bri­ti­sche Royal Air Force einen schwe­ren Bom­ben­an­griff auf die Ein­rich­tun­gen der Heeres­ver­suchs­anstalt Peene­münde. Dabei wurde auch der Ort Karls­hagen stark in Mit­lei­den­schaft ge­zo­gen. Die Kir­che er­hielt einen Tref­fer und brann­te voll­stän­dig aus. Es blie­ben nur die Sei­ten­wände ste­hen. Die Turm­spitze war her­ab­ge­stürzt und die Glocke unter Schutt be­gra­ben.

Karlshagener Kirche nach dem Bombenangriff 1943

Zerstörte Kirche Karlshagen


In den allge­mei­nen Wir­ren nach dem Bom­ben­an­griff blieb die Kir­chen­ruine unbe­rührt. Im Jahre 1946 trat Adolf Spreemann als Pfarr­vikar sei­nen Dienst in Karls­hagen an und wech­selte ein Jahr spä­ter als Pfarrer nach Krummin, blieb aber wei­ter­hin zu­stän­dig für Karls­hagen. Da die Kir­che nicht be­nutz­bar war, muss­ten die Got­tes­dienste in der Schu­le oder im Gast­hof "Kie­fern­hain" durch­ge­führt wer­den. Dievser Zu­stand war auf Dauer aber nicht ak­zep­ta­bel und man such­te des­halb schon bald nach Mög­lich­keiten, die Kir­che wie­der auf­zu­bauen. Pfarrer Spreemann wand­te sich an das Kon­sis­to­rium der evan­ge­li­schen Kir­che in Greifs­wald mit der Bitte um Unter­stüt­zung. Die­ses b­eauf­trag­te den Archi­tek­ten Franz Schwarz aus Greifs­wald mit einer Be­stands­auf­nahme. Er stellte fest, dass die Kirche wie­der aufge­baut werden kön­ne und schätz­te die ins­ge­samt zu erwar­ten­den Kos­ten auf ins­ge­samt ca. 32.000 bis 35.000 RM.

Karlshagener Kirche Wiederaufbau

Karlshagener Kirche 1952


Karlshagener Kirche in den 1960er

Außenansicht der Kirche in den 1960er Jahren


Nach dem Ein­bau der zwei­ten Glocke im Jahre 1964 gab es bis zum Zeit­punkt der Wie­der­ver­eini­gung Deutsch­lands im Jahre 1990 kei­ne we­sent­li­chen Än­de­run­gen oder Er­gän­zun­gen am Kir­chen­ge­bäude. Mög­lich­kei­ten einer weit­gehen­den Reno­vie­rung, sowohl Außen als auch In­nen, er­ga­ben sich erst nach der Wen­de. Um­fang­rei­che Reno­vie­rungs­arbei­ten wur­den in den Jah­ren 1990 und 1991, teil­wei­se mit Hilfe von ABM-Kräf­ten, unter der Lei­tung von Pastor Berndt durch­ge­führt.


Die Reno­vie­rung um­fass­te im Außen­be­reich die kom­plet­te Dach-Neu­ein­deckung ein­schließ­lich Turm, die Er­neue­rung des Turm­kreu­zes, Aus­besse­rung der Putz­schä­den an den Außen­wän­den, Holz­schutz für Dach­stuhl ein­schließ­lich Turm sowie neue Decken­ver­scha­lung ein­schließ­lich Wärme­däm­mung.
Der Innen­be­reich wurde zu einer Saal­kir­che um­ge­stal­tet, um kom­muni­kative Ver­an­stal­tungen abzu­hal­ten. Der Fuß­boden wurde ent­fernt und ein Eichen­par­kett ein­gebaut. Die Kachel­öfen wi­chen einer Zen­tral­hei­zung, die Kir­chen­bänke wur­den gegen Pol­ster­stüh­le ein­ge­tauscht und der In­nen­raum wurde neu aus­ge­malt.


Von der vor­han­de­nen Innen­aus­stat­tung blie­ben der Altar, das Kreuz und die Kan­zel un­be­rührt. Am 26. April 1991 fand die 3. Weihe der r­en­ovier­ten Kir­che statt. Etwas spä­ter wurde noch das Harmo­nium gegen eine elek­tro­nische Orgel ausge­tauscht.


Seit der Re­no­vie­rung wird die Kir­che neben den Gottes­diens­ten und ande­ren kirch­li­chen Akti­vi­täten auch zu son­sti­gen kul­tu­rellen Ver­an­stal­tun­gen genutzt. An­läss­lich des 100-jäh­rigen Jubi­lä­ums er­hielt die Kir­che eine neue Turm­uhr.


Karlshagener Kirche im Jahre 2012

Innenraum der Kirche im Jahre 2012