1829 – Die Siedlung Pudagla II - Forstfiskalischer Gutsbezirk wird als „Fischerkolonie“ gegründet. 27 Kolonisten werden in der Gegend angesiedelt und beginnen mit der Heringsfischerei in kleinen, selbstgebauten Ruder- und Segelbooten.
1837 – Der Gutsbezirk erhält offiziell den Namen „Carlshagen“.
Strandfischer
Ab 1870 – Um bessere Fangergebnisse zu erreichen, beginnt die Schleppnetzfischerei. Dazu wurden größere Boote gebaut.
1885 – Der Beginn des Badebetriebes in Karlshagen hatte unmittelbaren Einfluss auf die Fischerei. Die Fischer mussten sich den Strand mit den Urlaubern teilen. Gleichzeitig verdienten sie sich durch Bootspartien etwas hinzu.
Fischerstrand
Bootspartie
1872 und 1874 – Schwere Sturmfluten richten in Karlshagen große Schäden an. Viele Arbeitsgeräte der Fischer wurden zerstört.
1908 – Um die Kräfte der Fischer zu bündeln wurde ein Fischereiverein gegründet. Der erster Vor sitzender war der Fischer Hermann Lüder.
Vereinsfischer
1920 – Ein Großbrand zerstört viele Fischerhütten und Netzschuppen. Es wird die Freiwillige Feuerwehr in Karlshagen gegründet.
1929 – Die Strandfischerei erwies sich zunehmend als Problem. Die Boote mussten an den Strand gezogen werden und für die Urlauber war es auch nicht angenehm. So wurde der sogenannte „Buttermilchgraben“ zu einem Fischereihafen umgebaut.
1930 – Es erfolgte die offizielle Einweihung als Fischereihafen.
Einweihung Fischereihafen
1936 – Beginn des Aufbaues der Heeresversuchsanstalt Peenemünde - Werk Ost - und der Erprobungsstelle der Luftwaffe - Werk West. Der Badebetrieb wird eingestellt. Es entsteht eine Sperrzone. Nur wenige Fischer gehen noch ihrem Gewerbe nach. Viele finden eine Tätigkeit in der Versuchsanstalt Peenemünde.
1945 – Mit dem Ende des 2. Weltkrieges wird in Karlshagen das gesellschaftliche Leben neu organisiert.
1946 – Eine entscheidende Aufgabe war es, die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Mit den Befehlen-Nr. 11 und 206 der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) wird die Fischerei in der sowjetischen Besatzungszone geregelt und damit auch für den Fischfang in Karlshagen.
1946 – Es erfolgte die Gründung der „Raiffeisen-Fischverwertungs-Genossenschaft“ eGmbH. 15 Fischer zählten zu den Gründungsmitglieder. Es war ein schwieriger Start für die Fischer, da die Infrastruktur teilweise zerstört war und auch mit den Arbeitsmaterialien sah es sehr schlecht aus.
1955 – Auf Beschluss des Ministerrates der DDR wird am 1.5. die „Fischerei-Geräte-Station“ (FGS) gebildet, um die Fang- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
1956 – In den 50er und 60er Jahren wird die Fischerei-Produktions-Genossenschaft (FPG) stetig weiterentwickelt. Es gab u.a. die „Fischwirtschaftsgenossenschaft“ mit 40 Fischern sowie mit einer Verarbeitung. Die Bedingungen blieben weiter schwierig.
Hafen etwa 1954/55
1960 – Aus der „Fischwirtschaftsgenossenschaft“ wird die FPG „Inselfisch“ mit 28 Kuttern. Es sind hauptsächlich
WOG-71 im Hafen
In den folgenden Jahren schlossen sich dieser FPG weitere Genossenschaften aus der Umgebung an. So gehörte u.a. ab 1969 die „Horn-Werft“ in Wolgast der Genossenschaft an.
1972 – In diesem Jahr erfolgte der Zusammenschluss mehrerer Genossenschaften zur FPG „Inselfisch“. Damit lag der Fang und die Verarbeitung in einer Hand. Sie war die größte FPG im Bezirk Rostock.
Fischereihafen
Fischräucherei
1976 – Die Fangflotte der FPG „Inselfisch“ wurde mit einem Fischereifahrzeug vom Typ B 403, KAR-11 „Insel Usedom“, vergrößert. Mit diesem Typ konnte man länger in See bleiben und mehr fangen.
Fischkutter KAR-11
1989/90 – Die gesellschaftlichen Veränderungen mit dem Beitritt der DDR zur BRD hatten entscheidende Auswirkungen auf den Fischereistandort Karlshagen.
1990 – Die FPG „Inselfisch“ wird zu einer GmbH umformiert und mit der Bildung der Erzeugerorganisation „Usedom-Fisch e.G.“ in Freest wurde die FPG ihr Mitglied.
1993 – Die FPG „Inselfisch“ geht in Liquidation, der genossenschaftliche Anteil wird ausgezahlt und die Genossenschaft hört auf zu existieren. Nach 47 Jahren gemeinschaftlichen Fischens gibt es das in Karlshagen nicht mehr.
Ab 1995 – Es gehen noch einige Fischer weiter ihrem Beruf nach. Sie sind Mitglied der FPG in Freest. Aber auch das ist nur von kurzer Dauer. Aktuell gibt es keine Fischer im Haupterwerbszweig in Karlshagen.
Heute – Der Hafen ist zu einem modernen Yachthafen mit 112 Liegeplätzen ausgebaut.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude der FPG "Inselfisch" wird zu Ferienunterkünften und zur Gaststätte "Veermaster" umgebaut. Alte Produktionsstätten werden abgerissen und auf dem Gelände entstehen Ferienwohnungen.
Yachthafen Karlshagen
Ausführliches und ergänzendes Material zur Geschichte der Fischerei in Karlshagen finden Sie in der Heimatstube im „Haus des Gastes“.
Zusammengestellt und erarbeitet: